Yoga ist eine zeitlose, pragmatische Wissenschaft, die sich über Tausende von Jahren entwickelt hat – ein ganzheitlicher Übungsweg, der die Wahrnehmungsfähigkeit entwickelt und das Verständnis von einem selbst verbessert. Durch die Körperübungen, Atemübungen, Konzentrations- und Meditationsübungen erzielt man ein besseres Wohlbefinden, mehr Ausgeglichenheit und Harmonie des Körpers und des Geistes.

Jede Person, die mit Yoga beginnt und dann regelmässig und beständig praktiziert, wird die wohltuenden Wirkungen dieser Methode erfahren. Diese beinhalten mehr Stabilität, Beweglichkeit und Leichtigkeit sowie die Verbesserung der Vitalität. Verspannungen und Stress werden reduziert und Schlacken gelöst. Körper und Geist werden belastbarer und für die Anforderungen des Alltags gestärkt.

Yogaübungen existieren für alle Altersgruppen und für jedes körperliche Niveau. Eine Yogapraxis kann immer den Gegebenheiten und Bedürfnissen angepasst werden. Yoga eignet sich sowohl für die Erhaltung der Gesundheit, als Ergänzung zur herkömmlichen sportlichen Betätigung oder zu Leistungssport und ebenso zur Unterstützung und zum Wiederaufbau der Gesundheit.

Hatha Yoga ist eine Form des Yoga, bei der das Gleichgewicht zwischen Körper und Geist durch körperliche Übungen (Asanas), durch Atemübungen (Pranayama) und Meditation angestrebt wird. Die indische Urform des körperlichen Yoga entstand etwa ab dem sechsten Jahrhundert und hatte seine Blütezeit um das zwölfte Jahrhundert. Viele der modernen körperlichen Yogaformen haben Elemente aus dem Hatha Yoga übernommen.

Anusara Yoga wurde 1997 von dem US-Amerikaner John Friend begründet. Anusara bedeutet, „mit der Gnade zu fliessen“. Anusara Yoga verbindet die physische Dimension der Ausrichtungsprinzipien, die auf modernen biomechanischen Erkenntnissen beruhen, mit einer undogmatischen, praktischen Spiritualität, die es jedem Studenten ermöglicht, sich auf seine Weise mit dem Yoga zu verbinden.

Es gibt eine Vielzahl von Yogamarkennamen. Diese Yogabezeichnungen sind teilweise international verbreitet und beziehen sich entweder auf den Namen des Gründers bzw. Inhabers der Schule oder wurden von ihm als Bezeichnung ausgewählt. Wie alle Markennamen sollen sie für bestimmte gleichbleibende Eigenschaften des entsprechenden Angebots stehen und dienen natürlich der Abgrenzung der Angebote und Schulen untereinander. Als kleiner Wegweiser durch die moderne Yogaszene werden im Folgenden die verbreitetsten Yogarichtungen kurz beschrieben.

Ashtanga Vinyasa Yoga
Der Inder Pattabhi Jois (1915–2009) nannte den Yogastil, den er lehrte, Ashtanga Vinyasa. Es ist ein körperlich anspruchsvoller Yogastil und umfasst in seinen fortgeschrittenen Stufen extrem schwierige Haltungen. Die festgelegten Serien von dynamisch ausgeführten Yogastellungen werden mit dem Atem synchronisiert.
Viele der in den USA entwickelten modernen Yogaformen wie z.B. Power Yoga oder Jivamukti Yoga wurzeln im Übungssystem von Pattabhi Jois. In abgemilderter und durch tänzerische Elemente ergänzter Form trifft man Ashtanga Vinyasa Yoga in den sogenannten „Flow-Formen“ von Yoga wieder.

Bikram Yoga
Bikram Yoga ist nach seinem Gründer, dem in Kalifornien lebenden Inder Bikram Choudhury, benannt. Bikram Yoga ist eine Serie von 26 Asanas, welche in einem heissen Raum praktiziert werden (ca. 35–40 Grad Celsius). Man spricht deshalb auch von „Hot Yoga“.

Iyengar Yoga
Iyengar Yoga ist eine Yogarichtung, die von B.K.S. Iyengar (1918–2014) entwickelt wurde. Die Erfahrungen, die er mit seinem eigenen Körper machte, brachten Iyengar dazu, Hilfsmittel zu benutzen oder auch neu zu entwickeln, so genannte „Props“ wie rutschfeste Matten, Gurte, Klötze, Polster, Rückenbänke. Die „Props“ sollen den Yogaübenden ermöglichen, auch schwierigere Asanas einzunehmen bzw. einfach erscheinende Asanas genauer wahrzunehmen.
Einige der modernen Yogarichtungen wie z.B. Anusara Yoga sind aus dem Iyengar Yoga hervorgegangen.

Yoga nach Selvarajan Yesudian
Der Inder Selvarajan Yesudian (1916–1998) eröffnete im Jahr 1948 die erste Yogaschule in der Schweiz und hat diese während fünfzig Jahren bis zu seinem Tod geführt. In der Zeit seiner maximalen Schaffenskraft hatte Yesudian wöchentlich um die 1'000 Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmer unterrichtet.
Yesudian Yoga umfasst eine breite Palette von einfachen bis mittelschweren Übungen sowie viele Atemtechniken. Die Körperabläufe sollen stets meditativ ausgeführt und bewusst mit mentalen Prozessen synchronisiert werden. Der Gruppenunterricht findet in einer feierlich-sakralen Atmosphäre statt.  

Sivananda Yoga
Swami Sivananda (1887–1963) war ein indischer Ordensgeistlicher und einer der einflussreichsten spirituellen Lehrer des 20. Jahrhunderts. Neben den Körperübungen bilden Meditation, Gebet und Gesang einen integralen Teil des Sivananda Yogaunterrichts.
Es gibt viele Abspaltungen und Untergruppen des Sivananda Yoga, die unabhängig voneinander operieren, u.a. Bihar Yoga und Yoga Vidya.

Viniyoga
Unter der Bezeichnung Viniyoga wird heute allgemein der Ansatz des Inders  T.K.V. Desikachar (1938–2016) verstanden. Es handelt sich bei Viniyoga um eine therapienahe Yogaform. Einzelunterricht bzw. das individuelle Anpassen von Übungen haben einen grossen Stellenwert.
Unter dem Namen Ayuryoga wird in der Schweiz eine leicht abgewandelte Form des Viniyoga angeboten.

Kriya Yoga, Siddha Yoga, Sahaja Yoga etc.
In Indien wird das Wort Yoga auf die verschiedensten Übungswege angewendet. So basieren die Praktiken von weltweit aktiven Gruppen wie Kriya Yoga, Siddha Yoga, Sahaja Yoga und anderen nicht auf dem Hatha Yoga, d.h., sie beinhalten keine oder kaum körperliche Trainingsformen. Meistens handelt es sich um Meditationsgruppen, die einen bestimmten Erlösungsweg anbieten.

Weiterführende Literatur:

•    Wilfried Huchzermeyer: Das Yoga Lexikon, edition sawitri, ISBN: 978-3931172282